Sonntag, 16. Mai 2010, 17 Uhr
Theatercafe Direkt
Theatercafe, Theatergasse 9, Klagenfurt
Montag, 17. Mai 2010, 19:30 Uhr
Evang. Kirche Nord
Adalbert-Stifter-Straße, Villach-Lind
Benefizkonzert für die Kindergruppe "EntdeckungsRaum"
VVK 7€, AK 10€, Reservierung: 0650/9500520
Sonntag, 4. Juli 2010, 15:30 Uhr
Konzert am Nachmittag
Kapelle des LKH Villach
Gerda Anderluh: | Violoncello |
Christoph Hofer: | Akkordeon |
Helmut Stiegler: | Violine |
Originell-Klang ist eine augenzwinkernde Antithese zum Originalklang-Paradigma: Statt Musik möglichst so aufzuführen, wie man annimmt, dass sie zur Zeit ihrer Entstehung geklungen haben mag, stellt das aoide.ensemble das eigene musikalische Erleben und Empfinden vor Aufführungsregeln und Konventionen – mit dem Ergebnis, dass immer wieder “Un-Erhörtes”, so noch nie Erklungenes in den Konzerten zu hören ist.
In diesem Fall ist es Musik von J. S. Bach und W. A. Mozart, die sie neu interpretieren, vor allem aber D. Schostakowitschs 1. Klaviertrio, in dem das Akkordeon den Klavierpart neu auslotet.
Natürlich kann in dieser Besetzung auch A. Piazzolla mit seinem aufregenden Tango Nuevo nicht fehlen.
Wie in vielen seiner Sonaten für Solo- und Tasteninstrument komponiert Bach dieses Werk als dreistimmigen Kontrapunkt, bei dem die beiden Hände des Cembalos jeweils einem eigenständigen Duktus folgen. Damit setzt er die Emanzipation des Cembalos – bis dahin hauptsächlich als Continuoinstrument eingesetzt – zu einem gleichwertigen kammermusikalischen Partner fort – eine Entwicklung, die er mit dem Fünften Brandenburgischen Konzert eingeleitet hatte.
Dabei unterscheidet sich diese Sonate mit ihrer dreisätzigen Form deutlich von den beiden anderen Gambensonaten, welche als viersätzige Kirchensonaten angelegt sind, und knüpft damit sowohl formal an Konzerte im italienischen Stil an wie auch in Stimmführung und Gestik, die deutlich Tutti- und Soloabschnitte erkennen läßt. Auffällig sind die in dieser Sonate besonders häufigen Unisonostellen.
Im ersten Satz stehen dem Tutti-Unisonothema Solis in einem thematischen Kontrast gegenüber. Im Mittelsatz hingegen kommuniziert die schlichte Bassstimme mit zwei ausgezierten Oberstimmen. Den Schlusssatz wiederum bildet eine Fuge, der in einem ausgedehntem Zwischenspiel nochmals ein gesanglich ausgestaltetes Thema gegenübergestellt ist.
Mozart hat mit seinen Klaviertrios entscheidend dazu beigetragen, diese Gattung neben dem Streichquartett als eine der wichtigsten kammermusikalischen Besetzungen zu etablieren. Diente bis dahin das Cello noch hauptsächlich als Stütze des Klavierbasses – ein Vermächtnis seiner Rolle als Continuo-Instument im barocken Generalbass –, so gewinnt in seinen 1786 und 1788 komponierten Klaviertrios der Cellopart immer mehr an Eigenständigkeit. Eine Entwicklung, die direkt zu Beethoven führt, bei dem schließlich drei musikalisch gleichwertige Instrumente mit ihren ganz charakteristischen Eigenschaften wettstreiten.
Das Trio in der kraftvollen Tonart C-Dur beginnt mit einem fanfarenartigen Unisono der drei Instrumente, dem als Seitenthema ein simples Motiv – eine Tonwiederholung auf der Dominante, die zwischen Verzagtheit und Koketterie schwankt – gegenübergestellt wird. Aus diesem Kontrast entwickelt Mozart ein dramaturgisch abwechslungsreiches Gegenspiel mit einer opernhaften Gestik, garniert mit einer Portion romantischer Ironie.
Demgegenüber entwickelt sich der zweite Satz fließend und kompakt, ohne deswegen auf dramatische Höhepunkte in der Durchführung und Reprise zu verzichten; ein ruhender Mittelpunkt vor dem übermütigen Feuerwerk des letzten Satzes.
Dieser schließt das Werk als ein keckes Rondo, in dem sich die opernhafte Dramatik des ersten Satzes in ein ausgelassenes Finale verkehrt. Im Minore bäumt sich zwar noch einmal – quasi als Schatten des ersten Satzes – bedrohliche Unsicherheit und zweifelnde Wehmut auf, doch wird diese sogleich wieder vom ausgelassenen Übermut des Rondomotivs verdrängt. Schließlich gipfelt der Finalsatz – fast wie ein Hohn – in einer fulminanten und doch verspielten Umkehrung der Eingangsfanfare des ersten Satzes.
in einem Satz
Das erste Klaviertrio komponierte Dimitrij Schostakowitsch im Herbst 1923 im Alter von 17 Jahren kurz nach dem Tod seines Vaters. Er war damals Student am Petrograder Konservatorium und hielt sich als Pianist für Stummfilme über Wasser.
Davon dürfte er auch bei seiner Komposition inspiriert gewesen sein: Es ist einsätzig und doch in 12 Abschnitte unterteilt, in welchen verschiedenste Tempi, Tonarten und Stimmungen einander wie Szenen eines Filmes abwechseln. Zusammengehalten werden sie durch thematische Verschränkungen.
Insgesamt bedient sich Schostakowitsch in diesem Jugendwerk zwar noch einer hochromantischen Tonsprache, lässt in den chromatischen Passagen und der frech modulierenden Melodik jedoch schon Ansätze des charakteristischen freitonalen Stils seiner nächsten Schaffensperiode erkennen.
Der Tango entstand mitte des 19. Jahrhunderts in Argentinien in den verarmten Gebieten von Rio de la Plata und Buenos Aires und entwickelte sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu der populärsten argentinischen Tanzform. Mit seinem pessimistischen, aber gleichzeitig fatalistischen Charakter traf er zur Jahrhundertwende den Nerv des von sozialen Problemen und Perspektivlosigkeit geplagten Argentinien. Der Tango wurde jedoch so sehr zum Inbegriff des argentinischen Lebensgefühles, dass er in seiner Traditionalität erstarrte und jede Neuerung auf erbitterten Widerstand stieß. Schließlich verkam er zur Folklore der einfachen Gesellschaft und geriet in der Bildungselite in Verruf.
In diesem Zwiespalt hauchte Astor Piazzolla dem Tango völlig neues Leben ein, indem er moderne Elemente aus Klassik, Jazz und Pop mit den Grundelementen des Tango verknüpfte. Von den Traditionalisten wurde er deswegen anfangs zwar dermaßen angefeindet, dass er und seine Familie sich in Buenos Aires mitunter kaum auf die Straße wagen konnten. Doch er arbeitete unermüdlich an der Weiterentwicklung seiner Klangsprache, und schuf damit seinen ganz charakteristischen Stil, den Tango Nuevo. Heute gilt Astor Piazzolla als einer der bedeutendsten Musiker Südamerikas.
Pablo Nerudo schrieb über ihn: "Piazzollas Musik ist die der Fehler und Verwirrungen der Menschen, [...] eine Musik, die durch die Arbeit der Hände freigelegt wird, schweiß- und rauchgetränkt mit dem Geruch von Lilien und Urin, voll gespritzt mit der Fülle unseres Tuns, sei es legal oder illegal ... eine Musik, die so wenig rein ist wie alte Kleider, wie ein Körper, voller Speiseflecken und Scham, voller Falten, Beobachtungen und Träume, Wachheit, Vorahnungen, Liebesschwüren und Verwünschungen, voller Dummheiten, Schocks und Idyllen, politischer Überzeugungen, voller Verleugnungen, Zweifel und Bestärkungen [...] ".